Der Spießhof
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- Kategorie: HISTORIC
- Erstellt am Dienstag, 24. Januar 2012 23:26
- Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, 18. Oktober 2012 19:00
- Geschrieben von J. Riedinger
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Der Spießhof liegt im Sulzfelder Gewann Spieß. Dieses verläuft in länglicher Form von der
heutigen B 293 entlang der Straße nach Zaisenhausen oberhalb des Hesselbachs.
Der Name Spieß und die längliche Form des Gewanns ist wegen des Spießrutenlaufens,
das dort noch im 17. Jahrhundert vollzogen wurde, entstanden.
Soldaten und andere Übeltäter, die sich schwer vergangen hatten, mussten mit entblößtem
Oberkörper durch zwei Reihen eingeschworener Soldaten laufen, die von links und rechts
mit Ruten den Übeltäter oft bis zum Eintritt des Todes geschlagen haben.
Die Bauernfamilie Jakob und Heinrich Fundis aus der engen Kronengasse besaßen im
Gewann Spieß ca. einen Hektar Ackerland, worauf sie einen Aussiedlerhof bauen wollten.
Die Genehmigung hierfür wurde nur unter der Bedingung erteilt, dass die Familie Fundis
für ihre Wasser- und Stromversorgung selbst sorgte. Im Jahre 1931 wurde unter dieser
Auflage die Baugenehmigung erteilt und 1932 der Aussiedlerhof gebaut. Das Wohnhaus
mit Walmdach, ca. 15 x 12 m, wurde gegen Osten parallel zur Bundesstraße gebaut.
Die Scheune mit den Stallungen, ca. 18 x 14 m, ist durch einen 15 m breiten Innenhof
abgetrennt und separat Richtung Süden gebaut worden.
Der notwendige Brunnen wurde von Schmiedemeister Jakob Brüssel gebohrt.
Dieser Brunnen versorgt noch heute die Bewohner mit Wasser.
Die Stromversorgung musste von Zaisenhausen her durch eigene Masten und Leitungen
verlegt werden. Die Zufahrt von der Bundesstraße musste ebenfalls selbst befestigt werden.
Heinrich Fundis gehörte der Religionsgemeinschaft Jehovas Zeugen an. Er verweigerte
aus Glaubensgründen den Militärdienst und wurde deshalb am 18.12.1941 in Brandenburg
hingerichtet. Zuvor saß er in Heidelberg im Gefängnis, wo ihn der Pfarrer Theodor Pfefferle
besuchte, um ihn umzustimmen und ihn dazu zu bewegen, sich beim Roten Kreuz zum
Dienst zu melden.
Franz und Lydia Wallisch, geb. Fundis (die Tochter von Heinrich Fundis) haben das
gesamte Spießareal und alles Ackerland 1998 an die Familie Grahm verkauft.
Frau Grahm, geb. Höfle, aus Derdingen betreibt heute im Spießhof einen kleinen
aber feinen, pferdefreundlichen Reiterhof.
Franz und Lydia Wallisch haben aus dem Verkaufserlös des Spießhofes
das Wohnhaus von Frau Lina Mayer in der Moltkestraße beim Lagerhaus gekauft.
Manfred Himmel
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